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Barbara Kindermann erzählt Lessings unsterbliches, in menschheitsverbessernder Absicht geschriebenes Drama eng am Originaltext. Sollen sich Kinder den Gehalt und Sinn des Textes erschließen, scheint Hilfestellung unerlässlich. Ab 10.

Lessings unsterbliches Drama in einer 60-minütigen Erzählung wiederzugeben ist ein Wagnis. Barbara Kindermann erzählt (in ihrer Reihe "Weltliteratur für Kinder") die Geschichte von Nathan und Recha, vom Tempelherrn und dem Sultan eng am Originaltext, versehen mit wenigen erläuternden Kommentaren (vgl. BA 2/97). Bei aller Einfühlung in das Aufnahmevermögen der Zielgruppe: Der Anspruch ist hoch, sollte doch dem Tiefsinn des aufklärerischen Werkes nicht Gewalt angetan werden. Älteren Kindern erschließt sich, was da in menschheits- und weltverbessernder Absicht gesagt und gelehrt ist, wohl nur mit Hilfestellung von Eltern oder Lehrern. Voraussetzung für ein Verständnis des Gehörten ist eine vorurteilsfreie Vorstellung davon, was ein Christ, ein Jude, ein Moslem ist. Otto Sander liest die Erzählung zurückhaltend, macht nicht den Versuch, sie zu dramatisieren und trifft überzeugend den Ton des weisen Juden. Die Gewitztheit Nathans u.a. Figuren geht jedoch bei dieser Art der Darstellung und Interpretation verloren.